Herbstfest

Beginn der dunklen Jahreshälfte
Haustblot – Herbstopferfest – Erntedank
Herbsttagundnachtgleiche – 22./23. Scheiding (September)

Symbole: Wein, Herbstlaub, Pilze, Nüsse, Vogelbeeren, Hagebutten, Äpfel und anderes Obst, Getreide, Brot, alles rund um die Ernte. Charakteristische Farben sind Rot-, Gelb- und Brauntöne verschiedenster Nuancen.

Mit einem letzten warmen Hauch von Sommerwind flüstert der Altweibersommer leise zum Abschied (”Altweiber” bezieht sich wohl auf die Nornen, die am Gewebe des Schicksals weben). Der Landwirt schwingt die Sense zum letzten Schnitt und bald schon ist die Ernte eingefahren. Die letzten Korngarben bleiben auf dem Felde stehen, als Danksagung an die Götter. Wird doch Gabe stets mit Gegengabe vergolten. Da neigen sich die Garben im stärker werdenden Winde, bis sie ganz umschlossen sind von einer Windrose, welche sich mit den ersten gefallenen Blättern als Ballkleid dem Opferbüschel zum festlichen Tanze anbietet. Es scheint, als wurde das erste Dankopfer wohlwollend entgegengenommen. „Nun aber hurtig nach Hause du frommer Bauer! Dunkle Wolken künden Sturm und Regen an. Unruhig werden die Zugvögel. Die Dunkelheit streckt ihre Klaue übers Land, denn sie will wieder Herr über den Tag sein!“ So nimmt der Landwirt nachdenklich den Weg nach Hause. Jedoch hat er den Stolz über die vollbrachte Arbeit und die Vorfreude auf das Erntedankfest wärmend im Herzen. Mögen die Wolken auch noch so grimmig heraufziehen.

Im trauten Heim beginnen die fleißigen Frauen bereits allerlei Lebensmittel einzukochen um sie damit für den Winter haltbar zu machen und aus Getreidehalmen schwere Erntekränze und Erntekronen zu flechten. Die Freude ist groß, denn nun ist endlich gewiss, daß man den Winter überstehen wird und das Überleben der Sippe gesichert ist. Dies wird mit mannigfaltigem Brauchtum zum Ausdruck gebracht. Erntedankzüge gehen durch die Straßen mit Musik und Gesang. Auf den Märkten, den Tanzveranstaltungen und in den Wirtshäusern herrscht ein reges Treiben… Ein noch bis heute beliebter Markt, ist der Berner “Zibelemärit”. Die bekannteste Herbstfestpraxis ist, etwas von der Ernte feierlich an heiligen Orten und Altären präsentabel aufzubauen. Mit Speis und Trank wird dann das eigentliche Herbstfest begangen. Neben Musik, Gesang und Markttreiben sind vielerlei andere Bräuche bekannt.

Ende September treibt es Mensch und Tier von den hochgelegenen Almen hinab ins Tal. Wenn der Sommer ertragreich war und kein Tier Schaden nahm oder verloren ging, werden die Herden zum Abtrieb prächtig geschmückt. In exakter Rangfolge werden die Tiere mit Kränzen und Glocken behangen. Die Leitkuh wird mit dem schönsten Schmuck und der größten Glocke versehen. Die oft mit kunstvoller Federkielstickerei verzierten Glockenriemen, mit den von Generation zu Generation vererbten Glocken, sind der Stolz ihrer Besitzer. Der Kopfschmuck der Tiere besteht aus geschmückten Fichtenzweigen, Flitter, Spiegeln, bunten Bändern und Täfelchen mit Reimsprüchen und Segenswünschen. Hohe, mit bunten Bändern durchwobene Kronen, gehören oftmals auch zur Ausstattung einer Leitkuh. Zu dieser Zeit, so sagt man sich im Lungau, wird ein kleines Männlein, genannt das Käsmandl, von eisengrauer Farbe sichtbar. Zur Sommerzeit haust es in den Gipfeln der Berge oder in den dichten, unzugänglichen Wäldern, in denen die Tiere zur Herbstzeit emsig und gleich den Menschen in den Dörfern, ihre Nahrung für den Winter horten. Dort ernährt es sich von Wurzeln und Kräutern, wobei es im Herbste, wenn der Senne von der Alm mit seiner Herde heimgefahren ist, aus seinem Schlupfwinkel zu den Almhütten schleicht und all das sucht und sammelt, was die Sennen und Hirten weggeworfen, verloren oder zurückgelassen haben. Davon lebt das Käsmandl, bis es im Sommer, vor der Ankunft der Herden, wieder in seine Verstecke verschwindet.

Vers:

Wir pflügen und wir streuen Samen auf das Land;
doch Wachstum und Gedeihen steht nicht in unserer Hand.

Wir sollten daran denken, wie lebenswichtig die Ernte für unsere Vorfahren war und auch für uns heute noch ist. Denn wo kein Korn, da kein Brot, und wo nichts zu Essen, da Not und Elend. In diesem Sinne wollen wir gemeinsam mit einem Schluck goldenen Æls den Göttern für die gute Ernte danken.