“NPD” auf Autoren Lesung in Krefelder VHS

In der VHS Krefeld sollten sich am Montag den 7.11. 05 auf der Autoren Lesung „Moderne Nazis“ von Torald Staud Szenen absielen wie sie wohl keiner der an Information und Aufklärung interessierten Besucher erwartet hätten. Die auf den ersten Blick mit 40-45 Menschen verschiedener Altersgruppen gut besuchte Lesung des Autors und Journalisten, der in seinem Buch unter anderem auf den Sprachgebrauch der NPD eingeht erwähnte bereits eingangs, dass eben jene eine Art „ekelhafter Intelligenz“ an den Tag legen.

Bilanz einer Lesung

Was als Aufklärungsveranstaltung gedacht war entwickelte sich zu einem Stelldichein der Krefelder Nazi-Gemeinde der bürgerlichen Mitte. Die in ihrem Erscheinungsbild bis auf vier Ausnahmen eher bieder gekleideten Damen und Herren ließen nach und nach unverhohlen durchscheinen auf welcher Seite sie stehen. So wurde der Autor bereits nach wenigen Minuten von dem ersten Provokateur unterbrochen. Der Mann, Dr. Höfs, ehemaliger Bayer, jetzt NPD Funktionär, Mitarbeiter und dem Verfassungsschutz kein unbekannter, fiel schon vor Beginn der Lesung auf. Er setzte sich in die erste Reihe und begann mit übertrieben offensichtlichem Gestus sein ideologisch verklärtes Gefolge zu zählen. Eine strategisch geplante Machtdemonstration und Einschüchterungsstrategie wurde deutlich, in dem die NPD und REPs Anhänger durch perfide Selbstdarstellung der zahlenmäßig nur gering überlegenen
Nicht-FaschistInnen keine Möglichkeit ließen, den Autor nach einer einstündigen mit ständigen Unterbrechungen durchsetzten Lesung fragen zum Thema zu stellen. Ein älterer Besucher ließ durchscheinen, dass es bei Veranstaltungen zum Thema Nazis und Rechtsextremismus in Krefeld bereits eine gewisse Tradition hat, dass die um die es eigentlich geht immer dann anzutreffen sind, wenn den BürgerInnen die Problematiken des Rechtsextremen und Revisionistischen nähergebracht werden sollen. Die einzelnen „Redebeiträge“ liefen gänzlich nach dem gleichen Schema ab; zuallererst stellten sich die Rechtsextremen namentlich vor, wobei es sich einige nicht verkneifen konnten dabei auch noch aufzustehen um ihre angebliche Superiorität zu bekunden, sogleich folgte ein Redeschwall pseudo-intellektueller Art deren eigentlicher Inhalt stets auf eine Mischung aus Tatsachenverdrehung, Empörung und Selbstdarstellung hinauslief, stets gefolgt von Beifallsbekundungen aus den eigenen Reihen. Eine rigide Frau um die fünfzig beglückwünschte den Autor zu seinem 2schönen germanischen Vornamen, ohne der einleitenden Feststellung weiter gerecht zu werden fragte sie in die Runde, wo Deutschland heute ohne die Medien wäre, dass sie selbst ja nur noch Radio höre und solche Aufstände wie in Frankreich aufgrund der liberalen Politik bei uns nur noch eine Frage der Zeit seien. Schade, dass ihr niemand gesagt hat dass Deutschland nicht Frankreich ist. Ein kleines Grüppchen Schüler in den hinteren Reihen wird wohl den Ohren nicht getraut haben. Staud wies sie treffend daraufhin, dass diese Veranstaltung wohl einen guten Anschauungsunterricht abgibt. Gerade der Ansatz Stauds über die sprachlichen „Fähigkeiten“ der Neo-Nazis bewies sich ob der hinter gehobenen Sprache verborgenen Phrasen als treffend. Nur einer stach durch Dummheit und Einfallslosigkeit besonders hervor, denn sein Resümee, „ieber ekelhaft intelligent als saublöd“ im Bezug auf die Bundesregierung, zeugte doch von einem sehr beschränkten Geist. Da Staud von der „Faschisierung der ostdeutschen Provinz sprach, meldete sich ein Anfang dreißigjähriger, der zufällig bis vor 15 Jahren im Osten gelebt, und keinerlei Probleme mit Nazi-Glatzen gehabt haben will. Vielmehr fühle er sch von nicht deutschstämmigen Menschen bedroht. Staud entgegnete, er sähe schließlich ordentlich aus. Als linker Punk wäre das anders. Außerdem würde sich das Blatt schlagartig ändern wenn er eine schwarze zur Frau hätte. Der Mann entgegnete prompt, dass könne ihm niemals passieren, er sei schließlich anständig erzogen. Kurz vor Ende der zur Farce verkommenen Veranstaltung stand noch ein ganz alter „Herr“ auf, der fröhlich senil aus der schönen zeit unter Hitler berichtete, der habe ja wenigstens was für die Deutschen getan…..
Diese Rechtsextremen aus der Mitte der Bevölkerung zeigten an diesem Abend eine unerhörte Präsenz und verhinderten eine notwendige Debatte durch redundante Statements ihres gefährlichen Gedankengutes in einer Anstalt, die sich der Bildung verschrieben hat. Als Provokateure missbrauchten sie die Lesung als Plattform ihrer verirrten Weltanschauung. Ein Bündnis von Illiteraten, wahrscheinlich spricht man sich vorher ab, nach dem Motto, einen Diskurs zu verhindern. Staud hatte erwähnt, dass bei seinen Veranstaltungen häufig die NPD und ihr Gefolge anwesend sei, ein solches Ungleichgewicht hätte er aber bisher noch nie erlebt. Die Krefelder Sonntagszeitung „Extra Tipp“ wollte nichts von alledem Wissen. Zum guten Schluss wurden sogar noch NPD Flyer unter die Broschüren der VHS gemogelt. Bei einem solchen Aufgebot an Krefelder Nazis und solchen die es werden wollen bleibt leider nur ein ganz kleiner Trost; da alle die vier Euro Eintritt an die VHS zahlen mussten, war die Anwesenheit der NPD nicht völlig überflüssig.

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