Afghanen protestieren gegen NATO nach Tötung von Zivilisten

Nach tödlichen Schüssen auf vier Zivilpersonen ist es am Montag in der südafghanischen Stadt Kandahar zu Protesten gegen die westlichen Besatzungstruppen gekommen.

NATO-Soldaten haben zuvor auf einen Bus geschossen und dabei vier Menschen getötet. 18 weitere wurden verletzt. Unter den Opfern seien Frauen, Kinder und Männer, sagte Selmai Ajubi, der Sprecher des örtlichen Gouverneurs. Wenige Stunden nach den Schüssen blockierten Demonstranten die größte Straße von Kandahar mit brennenden Reifen und riefen: »Tod Amerika«. Sie warfen auch der Regierung von Präsident Hamid Karsai, der selbst aus Kandahar stammt, vor, die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft zu ziehen. »Wir fordern Gerechtigkeit von der Karsai-Regierung und die Bestrafung der Soldaten«, sagte ein Mann. Karsai selbst verurteilte den NATO-Angriff auf den mit Zivilisten besetzten Bus in einer gestern verbreiteten Erklärung scharf. Die Attacke sei »durch nichts zu rechtfertigen«.

Nach dem tödlichen Angriff auf die Bundeswehr in Afghanistan fordert die Partei Die Linke eine Regierungserklärung von Angela Merkel (CDU). Es sei notwendig, daß die Kanzlerin vor dem Parlament eine Stellungnahme zur Lage in Afghanistan und der weiteren Strategie abgebe, sagte Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch am Montag in Berlin. Zudem habe die Regierung eine bemerkenswerte Neubewertung des Einsatzes vorgenommen, indem Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gesagt habe, umgangssprachlich könne man von Krieg reden, monierte Bartsch. Der Bundestag habe jedoch keinen Kriegseinsatz beschlossen. Es müsse sofort eine Abzugsperspektive für die Soldaten entwickelt werden.

Zu Guttenberg sprach sich derweil für weitere Reformen bei der Bundeswehr aus, »um deren Strukturen besser der Einsatzrealität anzupassen«, wie AFP den Krieg umschrieb. Am Montag wurde die neue Bundeswehr-Strukturkommission eingesetzt.
(junge Welt)