Ein britischer Journalist schrieb im Telegraph was in jeder deutschen Zeitung stehen müßte:
Deutsche! Hört auf, Euch ausnehmen zu lassen!
Daniel Hannan ist der Autor des Artikels „Germans! Stop being ripped off!“ im englischen Telegraph.
„Keinem Land in der EU wird so übel mitgespielt. Es zahlt mehr in das System ein als jedes andere, und hat dabei die niedrigste Pro-Kopf-Vertretung in den Brüsseler Institutionen. Die Steuertransfers, die die deutschen Steuerzahler gemäß den Bestimmungen der gemeinsamen Agrarpolitik an die französischen Bauern leisten, übertreffen bei Weitem alles, was sich Clemenceau auch nur vorstellen konnte, als er in Versailles Kriegsreparationen forderte.
Der Kohäsionsfond, unter dem die Mittelmeerstaaten schon Zuteilungen vor der Einführung des Euro erhielten, wurde vom deutschen Finanzamt unterschrieben. Völlig selbstverständlich richteten sich dann die Augen aller EU-Länder auf Angela Merkel – in Erwartung des nächsten Schecks –, als Griechenland zusammenbrach.
Ich habe schon öfter gesagt, die Deutschen sind uns vom Temperament her ähnlich. Sie sind geduldige Menschen, aber irgendwann kommt der Punkt, wo ihr Geduldsfaden reißt, und es scheint, als kämen sie jetzt so langsam an diesen Punkt. Eine Umfrage, die in Frankreich veröffentlich wurde, zeigt, dass die Idee von Bailouts innerhalb der Eurozone von 53 Prozent der französischen Wähler, 55 Prozent der Spanier und 67 Prozent der Italiener, aber nur von 24 Prozent der Deutschen unterstützt wird.
Natürlich haben die Deutschen beim Bailout keine Möglichkeit zur Mitsprache, genauso wenig wie bei der Einführung des Euro. Die deutsche Verfassung verbietet Volksabstimmungen, was mehr oder weniger so eingerichtet wurde, um die Politiker vor der öffentlichen Meinung zu schützen.
Diese Politiker, die in den Notlösungen der unmittelbaren Nachkriegszeit aufwuchsen, halten es für eine unumstößliche Wahrheit, dass die einzige Alternative zur europäischen Integration ethnische Konflikte sind.
Ihre Großzügigkeit mit dem Geld ihrer Steuerzahler gründet in einem unausgesprochenen Gefühl der historischen Verantwortlichkeit. Aber um seine Wirkung zu erhalten, muss eben genau dies unausgesprochen bleiben. Einmal ausgesprochen, „wenn wir nicht die Schulden der verschwenderischen Regierungen übernehmen, könnte der Zweite Weltkrieg wieder losgehen“ wird die Absurdität sofort offensichtlich.
Ein deutscher Christdemokrat kam einmal mit genau diesem Argument auf mich zu, als ich in der Versammlung den Bailouts widersprochen habe. Kaum waren die Worte heraus, fiel ihm auch auf, wie albern sich das anhörte. Der griechische Deal markiert das Ende von Deutschlands unhinterfragtem »Europäismus«. Frau Merkel sah keinen Grund, den IWF außen vor zu lassen, nur um den Euro-Nationalisten nachzugeben. Und nun, da sie ihren Steuerzahlern ein derartiges Ausmaß an Haftungspflichten auferlegt hat, wird das auch nicht wieder passieren.
Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich schon geschrieben, dass sich die Stimmung in Deutschland drehte: »Die alten Beschwörungsformeln – die Behauptung, dass Europa vor allem ein Gegenmittel für aggressiven Nationalismus ist – haben ihre Macht verloren. Die Euro-Schamanen singen sie noch, aber finden immer weniger Widerhall. Die Magie verblasst. Der Traum löst sich auf.
So scheint es zu sein. Angesichts des Vorschlages, sie sollten doch bitte ihr Renteneintrittsalter anheben, damit die Griechen ihres nicht anheben müssen, haben die Deutschen reagiert, wie es jeder andere getan hätte. Keine Minute zu früh.“
Quelle: Telegraph 27.03.2010
Sollten die angeschlagenen EU-Staaten ihre Schulden nicht mehr bedienen, müsste die Bundesrepublik über eine halbe Billion US-Dollar abschreiben – eine Katastrophe!