„Was heißt hier Freiheit, es ist doch nur das Außenlager…“

Nach drei Jahren und drei Monaten Gesinnungshaft in drei verschiedenen BRD-Kerkern wurde am Mittwoch, den 13.04.2011 morgens gegen 9 Uhr Rechtsanwältin Sylvia Stolz aus der JVA Aichach entlassen. Etwa dreißig Mitstreiter – darunter auch Franzosen, Italiener und Michelle aus Großbritannien – kamen an diesem Tag zum Haupttor des Gefängnisses um unsere tapfere Sylvia gebührend zu empfangen.

Eigentlich rechneten wir damit, dass sie spätestens 8 Uhr das Tor der Justizvollzugsanstalt durchschreitet, doch eine Menge Schriftkram und der Transport der Kartons mit Prozessdokumenten und den vielen Briefen, die sie im laufe der Jahre bekam und alle sorgfältig abheftete, verzögerten die Entlassung noch etwas. Ab etwa 8:30 Uhr konnte ich durch die Fenster am Haupteingang die Vorgänge sehen und es war mir ein besonderes Vorrecht, in dem Moment als Sylvia zur Tür kam, diese von außen
aufzustoßen und sie neben dem Applaus aller Anwesenden als Erster freundschaftlich umarmen zu können.

Danach drängten sich alle anderen Freunde sie zu drücken, ihr die Hand zu schütteln und sie mit Blumen und kleinen Aufmerksamkeiten zu beschenken. Ihre Habseligkeiten luden wir in ein dafür extra vorgefahrenes Auto und fuhren in eine nahegelegene Gastwirtschaft, dessen Saal Günter Deckert für diesen Zweck bestellt hatte und wo wir von Sylvia einige Einzelheiten über das Leben im Gefängnis erfuhren.

 

Sie berichtete z.B. davon, dass sie in derselben Zelle saß, in der zuvor Brigitte Mohnhaupt während ihrer 24jährigen Gefangenschaft untergebracht war. Interessant waren ihre Ausführungen über all die Verkomplizierungen mittels Anträgen, die den Gefängnisalltag ziemlich kompliziert werden lassen und auch die makaberen Begründungen, warum nun gerade sie keinen Freigang bekam, ja jetzt sogar noch über
Jahre monatlich mit einem Bewährungshelfer zusammentreffen muss.

Ähnlich wie letztes Jahr Ernst Zündel, der bei seiner Haftentlassung zu uns sagte, als wir ihn in der Freiheit begrüßten „Was heißt hier Freiheit, es ist doch nur das Außenlager…“ begründete Sylvia Stolz, dass sich ihre Freude über die Entlassung aus der Haft in Grenzen hält, da unser Volk noch nicht frei ist…

Während des Zusammentreffens in dem gut gefüllten Saal wurden verschiedene Grüße übermittelt, ich verlas z.B. die Grußbotschaft von Udo Pastörs, dem Vorsitzenden der NPD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, der darin Sylvias und Horst Mahlers Bemühungen um Meinungsfreiheit würdigte und die Anstrengungen seiner Fraktion um Beseitigung des Maulkorbparagrafen 130 StGB betonte.

Besonders beeindruckt war ich davon, wie fasziniert Sylvia über Dinge sein konnte, die ihr jahrelang verwehrt waren. So sagte sie mir z.B. wie stark es sie bewegt dort (in der Gastwirtschaft) so ein großes Fenster zu sehen und der sich daraus bietende Weitblick…
Sie betonte, dass die stärke der Mauern – die sie umgaben – in sie übergegangen sei und sie sogar dankbar für all die Erfahrungen und Begegnungen sein kann.

Wahrlich eine faszinierende Frau, die gleich einige Besuche in unserer Gegend zusagte und gar nicht lange warten will unserem Volk auch weiterhin ganz praktisch vor Ort zu helfen – dies sei ihre Aufgabe und für die Menschen dazusein ihre Pflicht, Essen und Trinken dagegen nur Nebensache… und so ließ sie zwar ihr
Mittagessen kalt werden, aber alle spüren, dass ihr Herz ungebrochen für Deutschlands Zukunft brennt.

Fotos und Filmaufnahmen des Tages müssen noch aufgearbeitet werden und folgen später.

 

Christian Bärthel